Es ist ein herrlicher Segeltag. Wir sind im Wattenmeer unterwegs, das seit 2009 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört und fahren an den Sandbänken von Norderney vorbei. Ich bedaure einmal mehr, dass ich kein Superteleobjektiv habe. Gerne hätte ich die Seehunde, die sich dort in der Sonne räkeln, ein bisschen näher heran gezoomt.  Aber man kann eben nicht alles haben. Es ist immer wieder ein tolles Erlebnis die Tiere zu beobachten. Ich bitte Hinni, ein wenig näher heran zu fahren. Plötzlich löst sich ein ganz kleiner Seehund aus der Gruppe, schwimmt uns einfach vor den Bug und steuert die nächste unbevölkerte Sandbank an. Er scheint irgendwie in Panik geraten zu sein.

Heuler vor Noderney

Heuler vor Noderney

Hallo – da stimmt doch was nicht – der ist doch völlig orientierungslos. Hinni handelt schnell und informiert die Wasserschutzpolizei. Wir bekommen die Anweisung vor Ort zu bleiben und das Tier zu beobachten, es jedoch auf keinen Fall an Bord zu nehmen. Das ist strafbar. Aber das wissen wir doch alles. Wir werden Zeuge wie ein kleines Seehundbaby zum Heuler wird. Zu einem Seehundwaisenkind. Er tut uns leid. Wir überlegen, was der Auslöser für seinen plötzlichen Aufbruch war. Wir??? Nein, wir haben uns genau an die Vorschriften gehalten und den entsprechenden Abstand eingehalten. Es kommt wohl hin und wieder vor, dass sich ein Baby verirrt, in die falsche Richtung läuft bzw. schwimmt und nicht mehr zur Mutter zurück findet.

Die Wasserschutzpolizei leitet alles in die Wege und der Heuler wird in die Seehundstation nach Norddeich gebracht. Zuerst kommt er ins sogenannte Waloseum und muss die Quarantäne, um eventuelle Krankheiten ausschließen zu können, durchstehen. Danach kommt er zu den anderen Jungtieren zur weiteren Aufzucht und Vorbereitung zu Auswilderung.

Sobald „unser“ kleiner Ausreißer Hinni, wie er genannt wurde, vom Waloseum umgesiedelt ist, besuchen wir ihn. So niedlich. Man hätte glatt Lust auf eine Runde kuscheln, wenn – ja wenn er nicht so nass wäre. Bei einem Gespräch mit dem Leiter der Station erfahren wir von den immer währenden Geldsorgen der Station. Hinni schlägt spontan vor: „Lass uns doch eine Benefizveranstaltung zugunsten der Seehundstation machen. Das wäre eine gute Werbung und Hilfe für die Station aber auch für unser Hotel. Wir haben hier in Ostfriesland eine Menge reicher Leute, die ein gutes Herz haben. Nicht zuletzt, wenn man damit mal wieder ins Licht der Öffentlichkeit gerückt wird.“

„Super Idee.“

Und so laden wir die Honoratioren Ostfrieslands ein. Ein Rahmenprogramm, angefangen von Vorträgen und einem Krabbenpulwettbewerb, machen die Veranstaltung zu einem attraktiven Abend. Der stolze Eintrittspreis von 500 Euro, pro Person wohlgemerkt, ist gut angelegt, man tut ein gutes Werk und hat mal wieder Presse … Die Karten sind ratzfatz weg.

Dass der Abend nicht ganz so rund läuft wie gedacht, aber umso mehr Aufsehen erregt, konnten wir nicht ahnen. Als sich einer der Ehrengäste mit einem Erstickungsanfall unter lautem Husten aufbäumt und sein Nachbar ihn mit den Worten: „Er hat sich bestimmt an einer Gräte verschluckt …“ beruhigen will, erwidert Hinni ganz trocken: „Granat hat keine Gräten …“

Wie es weitergeht könnt ihr bald im neuen Ostfrieslandkrimi „Granat hat keine Gräten“ von Harald H. Risius lesen. Freut euch schon mal. Wenn es so weit ist, werden wir euch Bescheid geben.

Vorbestellungen werden ab sofort angenommen. Das Buch wird im Herbst als E-book und Taschenbuch erscheinen.

 

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